Wolfgang Haffner – Masterclass in Karlsruhe

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Sonntag, 6. März 2016, 12:15 Uhr, Drummer Circle Karlsruhe

Als ich mit 15 Minuten Verspätung im Drummer Circle Karlsruhe ankomme, ist Wolfgang Haffner mit dem Stimmen seines Schlagzeuges beschäftigt.
Während ich den letzten freien Platz besetze, erklärt er gerade wie er stimmt:
Er sucht keinen Rock-Sound, sondern einen „Haffner Mittel-Sound“ mit dem man fast Alles spielen kann. Beim Besenspiel muss es außerdem „wuff“ machen, es muss also beim Schlagen einen Klang mit (bauchiger) Tiefe ergeben.
Er stimmt jetzt so, wie er es vor einem Soundcheck machen würde: Er sucht nicht das Ideal, sondern das Ideal für diesen Moment, den „Schnellsound, der als Haffner durchgeht“. Dafür dämpft er gerne mal das Resonanzfell, statt das Schlagfell.
Wichtig ist es ihm, deutlich zu machen, dass man nur die Dinge beeinflussen sollte, die man auch beeinflussen kann, bzw. was man nicht beeinflussen kann, sollte man einfach (los)lassen. So sind Mehrzweckhallen und Eishockeystadien nicht für Konzerte gemacht. Aber seinen eigenen Sound kann man sehr wohl an die jeweilige Situation vor Ort anpassen und ihn dadurch verbessern. In fünf Minuten hat er normalerweise einen annehmbaren Sound gefunden. Heute nervt ihn jedoch das Standtom. Er würde es live nicht spielen, sagt er. Er würde es als Ablage für die Sticks benutzen. Er sei Praktiker. „So läuft das in der Realität, wenn man Draussen ist. Ihr müsst es über das Spielen wett machen“. Solche Dinge seien für ihn ein Grund kreativ zu werden. Er nennt das Beispiel, als er einen Jazz-Gig mit einem Power-Ride spielen musste. Er klebte es ab, wurde im Spiel kreativ und die Grooves klangen dadurch anders. „Es ist eine Herausforderung aber kein Problem. Probleme gibt es nicht“.
Zum raschelnden Snareteppich meint er: „Wenn es mal raschelt: Solange es für mich passt, ist es ok.“ Ein Schlagzeug sei ja ein Instrument. Früher, zu Zeiten der extremen Signaltrennung sei es da zu Schwierigkeiten im Studio gekommen. Teilweise wurden dann Bass Drum, Snare und Hihat einzeln aufgenommen, wie zum Beispiel bei Produktionen für Boney M in München. Er erwähnt die „Groovemaschine“ Martin Harrison.

Wenn er live spielt, spielt er selten mit In-Ear. Es gibt aber Meister des Spiels in Stadien (und des Spiels mit Klick) wie Bertram Engel, die es ständig verwenden. Von ihm kann man lernen, seinen Mitspielern klare Informationen zu liefern. Das trage er in den Jazz und deshalb klänge er auch anders als andere.

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Generell suche er sich die Locations aus, wo er spielen wolle. Man wird nicht gut klingen, wenn die Location nicht klingt, denn man will ja in die Musik eintauchen und nicht ständig danach schauen (also sein Spiel verbiegen), dass keiner der Mitspieler rausfällt. Er rät aber nochmal: Passe Deinen Sound den örtlichen Gegebenheiten an. Das Tollhaus klingt. Da spielt er heute Abend.

Klare Ratschläge von Wolfgang Haffner : Es zählt nur die Musik. Spiele so gut Du kannst. Lasse alle Worte weg. Versuche Dein Spiel zu untermauern.

Konzentriere Dich nur auf Dich. Lasse Neid und Urteile über andere weg. „Man versucht da nur auf Sachen abzulenken, aber: Es bringt Dir keinen Vorteil.“

Sei umgänglich. Niemand will mit einem Unsympathen zusammenarbeiten.

Wir sind als Drummer verantwortlich. Ohne uns läuft nix. Wir lassen die Band gut klingen – wenn man die „Eins“ da hinspielt, wo sie hingehört… Das hat dann übrigens nichts mit Lautstärke zu tun. Wir sind dafür da, dass alle gut klingen und sich wohlfühlen.

Du musst kreativ sein. Sonst kommst Du nicht weiter. Die aussergewöhnlichen Situationen machen einen zu dem, was man ist. Immer das gleiche bringt Dich nicht weiter.

Er erwähnt Drummer, die man mal auschecken sollte. So sei Bob Siebenberg ein grandioser Spieler und ein typischer Song-Gestalter wie Ringo oder Charlie Watts. Siebenberg sagt: Es geht um den Ausdruck. Über den Ausdruck erreichst Du die Menschen.
Auch solle man sich Yogi Horton und seinen genialen Groove anschauen. Ein Teilnehmer sucht es auf seinem Laptop, und so schauen wir mit einem begeisterten Wolfgang Haffner Ausschnitte des Videos.

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Außerdem gibt er den Hinweis: Der Sound kommt nicht nur vom Schlagzeug, sondern auch davon wie er dasitzt.

Steve Jordan soll man außerdem auschecken!

Wolfgang Haffner spielt einige seiner Solo-Ideen vor und erklärt, was genau dahinter steckt.

Wichtig ist es ihm auch, deutlich zu machen, dass im Grunde jeder seinen eigenen Weg gehen muss. „Niemand braucht einen zweiten Steve Gadd.“ Die große Chance liegt darin, dass jeder einzigartig ist und das jeder frei ist eigene Ideen und Spieltechniken zu verwenden. Motto: „Du darfst das.“

Nachdem es darum ging, was man zu welchem Zeitpunkt spielt und wie man gestalten kann, endet diese Masterclass mit Wolfgang Haffners Worten „Sucht euch die guten Töne aus“…


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Danke an Björn Etzel und seinen Drummer Circle Karlsruhe für diese inspirierende Masterclass und an Wolfgang Haffner, der sympathisch offen, klar und motiviert („Ich könnte den ganzen Tag hier für euch Sachen spielen“) wichtige Infos aus seiner Praxis des kontinuierlich live spielenden Schlagzeugers und Recording Artists weitergegeben hat.

Nicolas Unger
www.nicolasunger.com

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