Dein Aufbau beeinflusst Dein Spiel. Dein Spiel beeinflusst Deinen Aufbau. Mein Setup ist in ständiger Veränderung. Viele Ideen habe ich umgesetzt und verworfen. Die Lösung liegt darin, neu zu denken und somit Gewohntes hinter sich zu lassen.
Open Handed Playing ist schon lange Teil meines Spiels. Ich habe es jedoch auf ungewöhnliche Art umgesetzt und der Snare einen neuen Platz zugewiesen.
Über die letzten Jahre hinweg habe ich nach einem Aufbau meines Schlagzeuges gesucht, der es mir möglich macht entspannt zu spielen und gleichzeitig meine musikalischen Ideen umsetzen zu können.
Mit einigen Umwegen habe ich mein jetziges Setup gefunden. Das neueste Foto steht ganz oben, die Entwicklung darunter.
MÄRZ 2002
Freies Spiel konnte ich mit überkreuzten Armen nicht umsetzen. Eine laut gespielte Snare war mit einer leise gespielten Hi-Hat nicht gut zu kombinieren, da die „untere Hand“ nicht ausholen konnte, und eine kleine Bewegung wollte ich vermeiden. Die Lösung war, das „Open-Handed- Playing“. Ich wollte aber nicht mit der linken Hand die Hihat spielen!
Da ich auch keine zweite Haupt- Hihat installieren wollte, musste die Hihat in Richtung der rechten Hand wandern.
Da ich die Hi-Hat auch mit der linken Hand noch erreichen wollte, blieb die Mitte als optimale Position übrig. Die Toms blieben zuerst in der gewohnten Reihenfolge.
Damit wurde der Aufbau zu „rechts- lastig“, da das grössere Hängetom und zwei Standtoms rechts neben der Hihat Platz finden mussten.
Als Ausgleich stellte ich links ein drittes Standtom auf. Dadurch wurde mir der Aufbau zu groß. Eine zweite Snare und ein Roto-Tom waren kurzfristig auch integriert:
AUGUST 2002-AUGUST 2004
Die Standardlösung war, nachdem alle zusätzlichen Trommeln wieder ins Regal gewandert waren, das kleine Standtom nach links zu stellen. Der Aufbau wurde dadurch runder. Dennoch war das Set unbequem zu spielen. Ich erinnerte mich an die Setups von Drummern, die das kleine Hängetom rechts haben.
Rechtshänder beginnen Fills häufig mit der rechten Hand. Es liegt also besser, wenn das tiefere Tom links montiert ist. Ich probierte es aus, und es verbesserte das Spielgefühl. Der Durchbruch kam, als ich mich davon verabschiedete, das tiefste Tom auf der rechten Seite zu postieren.
Denn die Verbindung von „je weiter rechts, desto tiefere Toms“ war nur eine „Regel“, die aus Gewohnheit entstanden war. Nun befinden sich die Toms #1 und #3 auf der rechten und #2 und #4 auf der linken Seite. Das Set spielt sich einwandfrei und ich muss nicht mehr nachdenken beim Spielen. Ich kann problemlos alle meine Ideen umsetzen.
Keine Rolle spielte für mich die Verwendung einer Cable-Hihat. Man gewöhnt sich an das Spielgefühl. Das linke Double-Bass-Drum-Pedal steht links vom Hihat-Pedal.
Varianten dieses Aufbaus im Studio:
AUGUST 2004
16.8.04: Da die Mechanik der Cable-Hihat nach unten zuviel Platz benötigte, habe ich die Bass Drum weit nach rechts gestellt. Ich spiele sie jetzt mit dem linken Pedal der Doppelfußmaschine. Eine 2. Bass Drum habe ich nach links gestellt. Diese spiele ich mit dem rechten Pedal einer Linksfuß-Doppelfußmaschine. So habe ich wieder alle Möglichkeiten der Double Bass. Das Spielgefühl ist nun bei beiden Füßen gleich, denn die mechanischen Vorraussetzungen sind jeweils identisch.
NOVEMBER 2004
10.11.04: Um ein angenehmeres Spielgefühl zu erreichen, habe ich jetzt die Hihat waagerecht über der Snare plaziert. Ich wollte die Spielpositionen der Hände annähernd auf gleiche Höhe bringen, um das gesamte Körpergefühl mehr zu zentrieren. Das hat zur Folge, daß ich alle Toms mit beiden Händen noch besser erreiche.
Die Hihat spricht durch die nun waagerechte Ausrichtung der Becken direkter an, wenn ich sie mit dem Fuß spiele. Das Gefühl für den Druckpunkt hat sich deutlich verbessert !
Die Standtoms sind jetzt in einer Reihe mit der Snare vor mir postiert. Dies ist möglich, da nach vorne durch die versetzten Bass Drums mehr Platz zur Verfügung steht.
Das hat zur Folge daß ich mir aufgrund der tiefen Hihat nicht die Finger an den Spannreifen des 3. Toms verletze (das war bisher der Hauptgrund es nicht früher mit der tiefen Hihat zu versuchen).
Mit der linken Hand kann ich die Hihat auch problemlos erreichen, was ich vorher nicht erwartet hatte. Ich hätte gewettet, daß es nicht funktionieren würde (man muss es ausprobieren !!).
Ich kann auch ohne Schwierigkeiten alle Soundmöglichkeiten der Hihat nutzen (Rand, Top, Kuppe). Auf der linken Seite habe ich ein 2. Ride aufgehängt. Zufälligerweise spiegelt sich jetzt der Trommelaufbau im Beckenaufbau wieder:
MAI 2005
04.05.05: Die Lösung mit den zwei seitlich ausgelagerten Bass-Drums hatte sich nur ergeben, weil an der Stelle einer einzelnen Bass-Drum die Mechanik der Cable-Hi-Hat Platz benötigte.
Nach einiger Zeit des Spielens mit dem Aufbau stellten sich mehrere Dinge heraus: Die zwei Bass-Drums konnte ich nicht identisch stimmen, da die zweite Bass-Drum von Sonor und die erste von Yamaha war. Das machte lineare Fill-Ins zwar interessant. Doch durchlaufende Figuren wirkten – besonders mit Band – sehr holprig. Ausserdem benötigte das Drum-Set sehr viel Platz in der Breite.
Die Lösung des Problems kam, als ich feststellte, daß man an meinem Linksfuß-Pedal auf der anderen Seite noch ein Gestänge anschrauben kann. Also befestigte ich dort das linke Pedal meines Rechtsfuß-Pedals.
Nun steht eine einzelne Bass-Drum in der Mitte. Die Mechanik der Hi-Hat findet daneben Platz, ist aber etwas weiter nach rechts verschoben. Das machte Platz für das kleine Tom direkt über der Bass-Drum. Diese zentrale Position war ich vom „konventionellen“ Aufbau gewohnt und funktionierte deshalb hervorragend.
Dann entstand die Idee, beide Hängetoms links aufzubauen:
Der Aufbau vereint nun alle Vorzüge: Ich kann die neuen Sachen weiterhin umsetzen und die Fills so „wie früher“ spielen, da ich wieder 3 Toms in einer Reihe habe. Weiterer großer Vorteil: Ich kann direkt vor mir das Ride-Becken spielen. Dazu gekommen sind 2 Splashes und zwei Chinas. Das Set sieht jetzt aus wie ein erweitertes Jazz-Kit oder wie ein Linkshänder-Drum-Set.
JUNI 2005
Ich habe das zweite Hängetom (13″) entfernt. Wenn viel da steht, spielt man auch viel.
Die alten Ideen und Spielweisen, die 3 Toms in einer Reihe so hervorrufen, haben sich wieder eingeschlichen.
Ebenso sind die zwei Splashes und die zwei Chinas wieder rausgeflogen.
Mit dem jetzigen Aufbau verliert man sich nicht in überflüssigen Fills. Man kann sich auf das eigene Spiel und vor allem das wesentliche konzentrieren: die Musik.
Da ein Tom weggefallen ist, steht der Ton eines jeden Toms nun mehr für sich. Das trägt zu einer definierten Klarheit des Klanges des Sets bei. Die Ausdrucksmöglichkeiten werden dadurch ebenfalls präziser.
Als Hi-Hat verwende ich aktuell eine PAISTE-Alpha. Die hat deutlich mehr Zug beim halboffenen Spiel und setzt sich auch im geschlossenen Spiel viel besser durch als die „New Beat“.
Das Set ist in dieser Größe jetzt viel angenehmer zu spielen.
OKTOBER 2005
Das Ride-Becken habe ich nun direkt über der Hihat postiert. Das kleine Chrash rechts ist dadurch auch zur Mitte hin gewandert. Die Körperhaltung ist dadurch beim Spiel von Hi-Hat und Ride fast identisch.
Das ganze Set ist noch kompakter geworden.
FEBRUAR 2006
Das Ride hängt noch knapper über der Hi-Hat, nachdem es kurzfristig in fast senkrechter Position (siehe Ndugu Chancler) aufgebaut war, um direkteren Kontakt zu haben; es litt aber der (Sicht)-Kontakt zur Band…
Das 13er ist wieder im Aufbau.
AUGUST 2006
Ich habe die doch sehr träge Kabel-Hi-Hat entfernt und stattdessen eine DW 9000 eingebaut. Diese hat ein Spielgefühl wie eine normale Hi-Hat. Durch das Gestänge steht die Hihat etwas weiter hinten, wodurch sich Rimklicks einfacher spielen lassen. Die neuen Trommeln (Pearl MMX) klingen hervorragend und besonders das 8er und 10er setzten sich gut durch. Das Set entspricht quasi dem Aufbau vom Juni 05 nur etwas auseinandergezogen: Das größere Standtom steht wieder auf der rechten Seite. Das kleine ist nach links verschoben und das linke Tom nach außen gewandert. Hinzugekommen sind das 8er Tom direkt neben der Snare, eine 18er Bass Drum links als melodische Alternative zum Doppelpedal sowie eine 10er Snare von Pearl.
Mit dieser Trommel-Konfiguration habe ich nun ein breiteres Spektrum an Klängen zur Verfügung.
Das Ride ist wieder nach rechts gewandert und lässt sich auch dort angenehm spielen.
Durch den Einbau der neuen Hi-Hat musste ich wieder eine normale Doppelfußmaschine verwenden, da die Beater der vormals mittig aufgebauten Bass Drum auf die Stange der Hihat schlugen:
AUGUST 2006: SETUP 2
Als kleinere Alternative habe ich ein Set aus den Größen 10″/14″/18″ plus Snare zusammengestellt.
Das Set lässt sich leichter transportieren und beinhaltet ebenfalls die Hi-Hat rechts von der Snare in Kombination mit dem DW 9000er Pedal:
Januar 2007
Februar 2007
APRIL 2007
Aktuell hat sich eine Mischung aus alt und neu ergeben.
Vom alten Aufbau hat sich wieder die Tom-Reihe durchgesetzt. Das liegt zum einen an den Fills, welche ich spiele und an der Erkenntnis, dass alles seine Vor- und Nachteile hat. Manche Fills lassen sich mit dem einen, die anderen mit dem anderen Aufbau besser bzw. leichter spielen.
Vom neuen Aufbau ist die Hihat auf der rechten Seite übrig geblieben. Der Durchbruch war, die Hihatstange zu kürzen. Das ermöglicht es mir bequem von den kleinen Toms auf der Linken Seite zu den großen auf der rechten Seite zu gelangen.
Das Ridebecken ist nahe an die Hihat gerückt. Interessante Schlagkombinationen lassen sich wieder sehr leicht umsetzen. Direkt über der Hihat hängt das Crashbecken, welches die Hihat in lauten Passagen ersetzt.
Meiner Spielweise kommt es entgegen – das wurde mir jetzt erst wirklich klar – wenn ich mit der linken Hand leicht die hohen Toms erreichen kann. Das ist jetzt wieder gegeben.
Die Hihat hat jetzt ihren optimalen Platz gefunden: soweit rechts und vorne, dass sie bequem mit der rechten Hand in einer sich ergebenden „open-handed-position “ gespielt werden kann, und soweit links und hinten, dass sich abwechselnd mit beiden Händen gespielte Sechzehntel und Rimclicks mit der linken Hand verwirklichen lassen.
Ich habe das Gefühl, dieser Aufbau könnte es länger überstehen, als die letzten…
AUGUST 2007
Das ist derselbe Aufbau wie letzten August, nur mit anderen Becken.
OKTOBER 2007
Im Studio habe ich denselben Aufbau, aber mit nur zwei Crashes, benutzt.
Drums: Ludwig
Cymbals: Paiste
14″ HH Alpha
18″ Crash 2002
19″ Crash 2002
20″ Ride 2002
NOVEMBER 2008
Wieder ein konsequenter Schritt nach vorne:
Um die absolut entspannte- da völlig symetrisch- „open-handed position“ zu erreichen, habe ich die Snare nach links verschoben. Nun spielt sich das Set so, als würde man mit den Händen auf den Oberschenkeln trommeln (daher kam auch die
Idee, es mal so zu versuchen).
Angenehmer Nebeneffekt:
Es kommt zu keinen Platzproblemen mehr mit der Hihat bei Rimclicks.
Ob es links von der Snare ein Tom geben wird, bleibt unklar. Im Moment brauche ich keines.
2012
2013
2014
2015
APRIL 2016
Die Snare steht vor meinem linken Knie, die Hihat vor dem rechten. Symmetrischer kann der Aufbau nicht sein. Das Prinzip hatte ich im November 2008 schoneinmal getestet und dann vergessen. Durch diesen Aufbau hat die linke Hand alle Freiheiten.
SOMMER 2016
Nach einer langen Reise bin ich momentan zum Standard-Setup zurückgekehrt. Es fühlt sich an wie nach hause zu kommen. Nachdem ich selbst bei Aufnahmesessions immer leiser spielen konnte, benötigte ich nicht mehr so viel Platz mit meiner linken Hand zum Ausholen.
Das alles hatte zu tun mit meinem neuen Schlagzeug vom slowenischen Custom Hersteller MANICdrum