So fängst Du an mit Schlagzeug!

ubermich

Hier bist Du richtig!

Hier erfährst Du umfassend, wie Du mit dem Schlagzeugspielen beginnst.

Du wirst in diesem Beitrag Tipps aus unterschiedlichen Blickwinkeln erhalten, damit Du alle Aspekte als Vor- oder Nachteile für Deine eigene Lebenssituation abwägen kannst.

Konkret helfe ich Dir bei folgenden 9 Fragen:

1. Welches Schlagzeug ist für mich das richtige?

2. Wo spiele ich, wenn ich nicht zuhause spielen kann?

3. Wie finde ich einen Lehrer?

4. Wie nutze ich Videos im Internet am sinnvollsten?

5. Wie finde ich meinen eigenen Weg?

6. Wie oft soll ich spielen?

7. Wie erkenne ich meine nächsten Lernschritte?

8. Wie messe ich meinen Fortschritt?

9. Wie lerne ich andere Musiker kennen?

Los geht´s mit den Antworten:

1. Welches Schlagzeug ist für mich das richtige?

Zuerst: Entscheide Dich zwischen elektronischem Schlagzeug und akustischem Schlagzeug

Standard Schlagzeug (Frontansicht)E-Schlagzeug (Frontansicht)

Ein elektrisches Schlagzeug bietet Dir:

– Eine leisere Grundlautstärke. Das ist weniger belastend für Dein Umfeld. Hierbei musst Du aber beachten, dass es wie beim akustischen Schlagzeug auch, durch das Treten der Pedale Trittschall entsteht. Dieser ist beim akustischen Schlagzeug zu vernachlässigen, da in den meisten Fällen der Trittschall vom akustischen Schall überlagert wird. Beim elektrischen Schlagzeug hingegen, ist der Trittschall das lauteste, was man als Dein Nachbar wahrnimmt. Es klingt für ihn, als würdest Du ständig mit einem Gummihammer an die Wand oder den Boden bzw. die Decke klopfen. Das nervt Nachbarn oft noch mehr als ein akustisches Schlagzeug, da sie die Geräusche eines E-Schlagzeuges zuerst nicht als solche erkennen. Bei Nachfragen des Nachbarn solltest Du also höflich informieren, worum es sich handelt und erklären, dass Du etwas lernst, was Dir viel Spaß macht und dass Du besser werden möchtest und deshalb spielst. Triffst Du auf kein Verständnis, versuchst Du eine Zeit zu vereinbaren, zu welcher Du regelmäßig spielen wirst. So kann sich der Nachbar darauf einstellen. Ist das nicht möglich, musst Du dich entscheiden, ob Du auf Deinen Dir rechtlich zustehenden Übemöglichkeiten bestehen willst, oder ob Du Dich nach einer anderweitigen Spielmöglichkeit umsehen willst.

Generell ist zu beobachten: Ist das Verhältnis zu Deinen Nachbarn grundsätzlich gut, kann Dein Schlagzeugspiel dies nicht nachhaltig trüben, wenn beim akustischen Schlagzeug feste Zeiten in Absprache mit den Nachbarn eingehalten werden. Ist das Verhältnis nicht so gut, kann es das Schlagzeug jedenfalls nicht verbessern.

Eine Abhilfe kann eine selbstgebaute oder käuflich erhältliche Trittschall absorbierende Platte sein, auf die man das E-Schlagzeug stellt. Außerdem gibt es das oben abgebildete gegen Trittschal optimierte Schlagzeug ohne Klöppel am Bass-Drum-Pedal:

E-Schlagzeug (Pedal)

 

Gebrauchte E-Drums solltest Du auf die folgenden Punkte hin testen:

– anspielen aller Pads und Pedale (niemals ein abgebautes Instrument kaufen!)

– Pads mit heftigen Spielspuren besonders gründlich testen. Spiele sehr leicht, um die Empfindlichkeit zu testen. Verkauft der Anbieter keinen Kopfhörer, bringe einen eigenen mit zur Besichtigung.

– prüfe die Festigkeit jeder Schraubverbindung, damit sich später bei Dir zuhause nicht einzelne Pads nach einiger Zeit im Winkel verändern, weil die Feststellschrauben nicht mehr greifen.

– Teste die Empfindlichkeit des Bass Drum Pads (Ton muss kommen bei normaler Trittkraft) und die Stabilität der Pedale (keine Geräusche beim Benutzen!)

– Gibt es noch Restgarantie auf das Instrument, kannst Du den Gebrauchtpreis deutlich über dem halben Neupreis erwarten

– Für ältere E-Drums würde ich maximal den halben Neupreis bezahlen. Schau Dich bei quoka, ebay-Kleinanzeigen und den Thomann-Kleinanzeigen um und vergleiche die aktuellen Gebrauchtpreise.

 

Die folgenden Punkte solltest Du von E-Schlagzeugen bzw. von E-Drums wissen.

Es gibt vier Arten Oberflächen von elektrischen Schlagzeug-Pads:

– Die alten, knochenharten und mit wenig Empfindlichkeitsstufen ausgerüsteten Kunststoff-Oberflächen bei alten E-Drum-Pads:

E-Schlagzeug (Pad)

– Gummioberflächen mit sehr weichem Charakter, mit schlechter Empfindlichkeit bis zum Auslassen von einzelnen Schlägen. Dadurch spielt man härter und arbeitet voll in das Gummi. Die Rückstöße werden vom Handgelenk absorbiert, da man nicht locker spielt und es besteht die Gefahr von einem sog. Überbein am Handgelenk (nein, man muss das nicht unbedingt googeln…).

– Sehr gute Gummioberflächen, die dem Rückprallverhalten von Trommelfellen sehr nahe kommen:

E-Schlagzeug (Gummipad)E-Schlagzeug 2 (Pad)

 

– Sog. Mesh-Heads, das sind wie Schlagfelle gespannte Oberflächen aus einem Kunst-Gewebe, mit hoher Empfindlichkeit und sehr guten Springeigenschaften. Letztere teilweise so gut, wie sie eine Trommel nicht bietet. Da müsste man sich gefühlsmäßig leicht umstellen, wenn man auf ein akustisches Schlagzeug umsteigt:

Mesh Head

 

 

 

 

 

 

 

 

Meine Empfehlung geht ganz klar zu Mesh-Heads und qualitativ hochwertigen Gummi-Pads. Ein E-Schlagzeug ist mit den oben beschriebenen Qualitätsmerkmalen nicht ganz so günstig wie ein akustisches Schlagzeug:

E-Schlagzeug (Frontansicht)E-Schlagzeug (Hockeransicht)E-Schlagzeug (Topansicht)E-Schlagzeug (Becken)

Für handwerklich begabte gibt es auch die Möglichkeit ein akustisches Schlagzeug mit Mesh-Heads und sog. Triggern umzurüsten:

Akustisches Tom (Mesh Head)Akustisches Tom (Mesh Head Trigger)

 

Ein akustisches Schlagzeug bietet Dir:

– Authentisches Spielgefühl: Die Trommeln und Becken reagieren direkt auf die von Dir gesetzten Schläge. Die unterschiedlich stark gesetzten Impulse werden stufenlos auf das Instrument übertragen. Du bekommst ein Gefühl für den klingenden Effekt Deines Spiels. Die hohe Lautstärke Deines Instrumentes kann aber für Deine Nachbarn eine Belastung sein.
Beim Kauf eines akustischen Schlagzeugs gibt es ein sehr viel breiteres Angebot.

Empfehlenswerte Markenhersteller für Trommeln sind: DW, Pearl, Mapex, Yamaha, Sonor, pdp, Tama, Gretsch, Ludwig
Empfehlenswerte Markenhersteller für Becken sind: Meinl, Paiste, Sabina, Zildjian, Istanbul, Ufip, Masterworks, Agean und dream.

Von allen Beckenherstellern gibt es verschieden teure Serien angefangen beim vergleichsweise günstigen Einsteiger-Set.

Bei den Trommeln gibt es sog. Standard-Größen (alle Angaben beschreiben den Durchmesser in Inch).

Absoluter Standard ist das 5-teilige Set in den Größen:

22″ für die Bass Drum

14″ für die Snare Drum (auf Deutsch „Kleine Trommel“)

12″ für das kleine (Hänge-) Tom

13″ für das mittlere (Hänge-) Tom

16″ für das große (Stand-) Tom

Standard Schlagzeug (Frontansicht)Standard Schlagzeug (Hockeransicht)Standard Schlagzeug (Topansicht)

Bei der Tiefe der jeweiligen Trommeln kommt es darauf an, wie groß Du bist. Kaufst Du ein Schlagzeug mit Power Toms, die besonders tief bzw. lang sind, kann es sein, dass Du entweder so hoch sitzen musst um sie zu erreichen, dass Du nicht mehr mit den Füßen auf den Boden kommst oder bei optimaler Sitzhöhe die Toms nicht so schräg stellen kannst, dass Du sie bequem mit den Stöcken erreichst.

Abweichend von den Standard-Durchmessern gibt es kleinere „Fusion-Größen“ und „Jazz-Größen“:

Fusion:

20″/14″/10″/12″/14″
Jazz:

18″/14″/10″/14″ oder ähnlich klein
Letztere gibt es auch als Kinderschlagzeug in den Größen 18″/14″/10″/12″/13″:

 

Kinderschlagzeug (Frontansicht)Kinderschlagzeug (Hockeransicht)Kinderschlagzeug (Topansicht)

Hier wird vom Hersteller leider an der Qualität der mitgelieferten „Becken“ gespart. Es wird also irgendwann ein Satz Becken mit einem zusätzlichen Beckenstativ fällig. Haust Du nicht so feste auf die Becken, halten sie eine Weile. Bei härterer Gangart hinterlässt jeder Schlag eine Delle, wie Du auf dem Foto erkennen kannst:

Guenstiges Becken

 

Generell gehören 3 Beckentypen zur Standard-Ausrüstung:

Hihat (Doppelbecken, kann getreten und geschlagen werden, macht „Zisch“ und „Tschick“), Standard sind 14″-Durchmesser

Crash-Becken (Macht „Crash“ ;-) 14″-18″ Durchmesser

Ride-Becken (macht „Ping) 18″-22″ Durchmesser
Zubehör:

Hier die kleine Übersicht, was Du alles benötigst:

A) Zwei Pedale

Pedal 1: Zum Treten der Hihat-Becken (sitzen auf einer langen Stange, unten ist das Pedal)

Pedal 2: Zum Treten der Bass-Drum

B) Stative

Zwei Ständer für Crash- und Ride-Becken

Einen Ständer für die Snare

Die zwei Hängetoms sind mit je einem Haltearm auf der Bass-Drum befestigt.

C) Einen Hocker

D) Einen Notenständer

E) Einen Stimmschlüssel

F) Stöcke (Ich empfehle Stöcke mit der Bezeichnung 7A für kleine Hände und 5A als guten Start für alle anderen Handgrößen)

Beachte bei der Besichtigung eines gebrauchten akustischen Schlagzeuges
– Abgespielte und evtl. sogar gerissene Felle sind nicht schlimm, die kann man austauschen

– Rost darf leicht vorhanden sein (Flugrost). Wenn sich aber innen im Trommelkessel an den sich im Kessel befindlichen Schrauben übler Rost befindet, kann man davon ausgehen, dass das Schlagzeug feucht gestanden hat und die Kessel evtl. verzogen sind. Dann bekommt man die alten Felle zwar ab aber keine neuen mehr drauf.)

– Alle beweglichen Teile (Pedale, Höheneinstellung der Stative, evtl. einklappbare Füße an der Bassdrum, Flügelschrauben) müssen sich bewegen lassen (nur aufgebaute Schlagzeuge besichtigen, nicht einfach einen Haufen Teile kaufen!! Es ist üblich, dass man am Telefon danach fragt, ob das Schlagzeug schon/noch aufgebaut ist oder aufgebaut werden kann)

– Jede Trommel muss ein Schlagfell auf der Oberseite und ein Resonanzfell auf der Unterseite haben. Schlagzeuge mit fehlenden Fellen werden nicht gekauft, da meistens auch die passenden Stimm-Schrauben fehlen :-) Haben die Trommeln oben weiße beschichtete Felle, schaut man sich den Zustand der Kesselinnenseiten durch das meist durchsichtige untere Resonanzfell an. Sind beide Felle weiß, entscheidet man spontan, ob das auch innen ok ist evtl. hoffentlich :-)

– Becken dürfen keine Risse haben! Diese können auftreten am äusseren Rand und um das Loch in der Mitte herum.

Wenn das Loch in der Mitte nicht mehr ganz Rund ist (man spricht vom „Keyhole“) kann bald ein Riss entstehen. Es kommt aber immer darauf an, wie stark eine solche immer einseitig auftretende Ausbuchtung ist.

Da zum Schutz der Becken auf einem Beckenständer immer runder Filz unter und über dem Loch liegt, sieht man das oft nur beim Abbauen und Einpacken eines Schlagzeuges. Deshalb vorher die Flügelschraube lösen und sich die Becken genau ansehen.

– Bei den Becken sind übelster Grünspan, Fingerabdrücke und Schmutz kein Merkmal für schlechte Becken!!! Der Klang entscheidet. Im Notfall sich etwas vorspielen lassen oder selber draufhauen. Auf den gesunden Menschenverstand verlassen!! Hat man ein gutes Gefühl, ist es auch OK!

Sind die oben beschriebenen Teile bei einem Schlagzeug vorhanden und sind die obigen Punkte ok, kannst Du kaufen.

Wichtig: Das Schlagzeug immer aufgebaut besichtigen! Du hast ansonsten keinen Überblick (5 Trommeln, 3 Becken, 2 Pedale, 1 Hocker).

Noch ein Tipp: Manche Anbieter stellen ein Bild vom kompletten Schlagzeug ein, schreiben dann aber im Begleittext, dass sie nur bestimmte Teile davon verkaufen. Also aufgepasst beim Schlagzeugkauf ;-))
Beim akustischen Schlagzeug stehen die Chancen gut, ein günstiges Instrument zu kaufen. Ein E-Schlagzeug ist mit den oben beschriebenen Qualitätsmerkmalen nicht ganz so günstig wie ein akustisches.

Falls Du schon sehr genau Deine Stilrichtung kennst, kannst Du Dir ein spezielles Schlagzeug (engl. Drumset) zulegen, also ein Set mit Double Bass Drum z.B. für Metal oder ein Set mit kleinen Trommelgrößen für z.B. Jazz. Da Du aber gerade anfängst und erstmal spielen willst, ist das (höchst wahrscheinlich) nicht Dein Thema zum jetzigen Zeitpunkt.

2. Wo spiele ich, wenn ich nicht zuhause spielen kann?

Ich schlage Dir ein paar kostenlose Möglichkeiten vor, die bei mir oder meinen Schülern schon funktioniert haben:

In Deiner Nähe gibt es evtl. Jugendzentrum mit Proberaum oder eine Kirche oder Gemeindezentrum mit einem Raum den man zum Proben verwenden könnte. Mit einer freundlichen Anfrage lässt sich das schnell klären. Am besten persönlich vorbeigehen.

Wohnst Du auf dem Land, kann Dir ein Landwirt einen unbenutzten Teil einer Scheune zur Verfügung stellen. Das Ansprechen des Themas im Freundes- und Bekanntenkreis kann hier das Thema verbreiten helfen. „Üb´ doch bei uns hinten in der Garage oder in unserem Keller“ ist ein Satz, der durchaus fallen kann! Du musst nur das Thema ansprechen!

Der klassische Aushang mit Abreißzetteln beim Bäcker um die Ecke hilft auch. Wichtig: Genau das drauf schreiben, was Du suchst (Beispielsweise: „Schlagzeuger sucht Raum zum Üben. 3 mal pro Woche für je 60 Minuten“).

Hier sind dann die kostenpflichtigen Übemöglichkeiten nicht weit:

Proberäume gibt es in alten Bahnhöfen, Industriehallen, Kellergeschossen jeglicher umgewidmeter Gebäude oder auch mal in einem Brückenpfeiler. Eine Nachfrage in ein paar Musikgeschäften in Deiner weiteren Umgebung macht Dich schlauer. Dort weiß man bescheid, wo die (manchmal nicht öffentlich beworbenen) Möglichkeiten bestehen, einen Proberaum zu mieten. Für Schlagzeuger ist die Möglichkeit oft gegeben, sich als Untermieter in den Raum einer bestehenden Band mit einzumieten. So musst Du nicht den gesamten Mietpreis alleine tragen und die Band verringert ihre Miete. quoka ist auch hierfür immer eine Suche wert. Ausserdem kannst Du dort Deine eigene Suchanzeige veröffentlichen. Schreibe rein, was Du genau suchst. Dann besteht auch die Chance, dass Dir jemand genau das anbietet.

3. Wie finde ich einen Lehrer?

Private Musiklehrer findest Du auf dem Portal des Tonkünstlerverbandes Deutschland, dem Portal von Percussion Creativ und in den bereits genannten Portalen mit Online-Kleinanzeigen.

Musikschulen mit Schlagzeuglehrern findest Du auf der Seite des MIZ zu Musikschulen, die im VDM (Verband deutscher Musikschulen) vertreten sind und sonstigen Musikschulen.

Unterschiede gibt es bei den Bezahlungsmodalitäten bzw. Verträgen. Schaue Dir genau an, was Du für Dein Geld bekommst und vereinbare unbedingt einen Probeunterricht, bevor Du irgendeinen Vertrag unterschreibst! Am wichtigsten ist, dass Du den Lehrer bzw. die Lehrerin kennenlernen kannst. Nur so bekommst Du ein Gefühl dafür, ob Du von dieser Person etwas lernen wirst. Das Verständnis füreinander muss zuerst vom Lehrer ausgehen. Kann er sich nicht auf Dich einstellen, kannst Du auch gleich mit YouTube-Videos lernen.

4. Wie nutze ich Videos im Internet am sinnvollsten?

Jeder Tipp ist geprägt von den Erfahrungen desjenigen, der ihn Dir gibt. Das musst Du beachten, wenn Du Dir Videos anschaust. Hat ein amerikanischer Schlagzeuger in seiner Schulzeit viel in der Marchingband getrommelt, wird er Dir Tipps geben, die diesem Einfluß unterliegen. Ein Autodidakt (jemand, der sich das Schlagzeugspielen in weiten Teilen selber beigebracht hat) wird Dir Tipps geben, die auf Schwierigkeiten und Erfahrungen beruhen, die in seinem Lernfortschritt ihren Grund haben. Ein Orchestermusiker wird die Tipps geben, bezogen auf sein Arbeitsumfeld und seine Erfahrungen. Im besten Fall hat Dein Lehrer Erfahrungen in all diesen Bereichen und versteht, welche Elemente daraus nun für Dich relevant sind.

Die eigenen Erfahrungen und der Kontext (das Umfeld) spielen also bei allen Tipps Deines Lehrers eine Rolle.

Deshalb erhältst Du z.B. in meinen Blogbeiträgen immer Tipps aus unterschiedlichen Blickwinkeln, damit Du die Vor- und Nachteile für Deine eigene Situation individuell abwägen kannst.

Beginne beim Spielen mit den Schlagzeugern Deiner Lieblingsbands. Schaue Dir die Videos der Originalsongs und der Drum Cover an, falls vorhanden Tutorials zu den Schlagzeugparts. Auf diese Weise kannst Du sehr weit kommen. Bei der Weiterentwicklung Deiner spieltechnischen Fähigkeiten kann Dir ein Lehrer am besten helfen, da hier die individuellen Anforderungen jedes Lernenden sehr verschieden sein können.

Auch dafür kommen hier in Zukunft Beiträge von mir, die Dir sicher weiterhelfen werden, weil Du hier den größtmöglichen Vergleich der verschiedenen Möglichkeiten erhältst.

5. Wie finde ich meinen eigenen Weg?

Zuerst finde ich wichtig im persönlichen Unterricht meinen Schülerinnen und Schülern zu vermitteln, dass alles möglich ist. Solange Du nichts weißt, kannst Du auch nichts falsch machen. Die erste Spielregel macht Deinen Kosmos der Spielmöglichkeiten etwas kleiner.

Ich stelle allen Schülern jeden Alters das Bild vor Augen, dass jeder Stern am Himmel für eine „Schlagzeugsache“ steht, eine Übung, ein Rhythmus, ein Groove usw. und dass alles zusammenhängt. Dann beginnen wir mit einem Bereich und konzentrieren uns nur auf einen „Stern“. Anders betrachtet, beginnen wir somit auch sofort am Ganzen zu arbeiten.

Kann der die Schülerin oder der Schüler seine erste Sache, kommt die zweite. Und jetzt entscheide ich, wie es weitergeht außer der Schüler hat eine eigene Idee: Er kann den direkt neben dem ersten Stern liegenden Stern ins Visier nehmen oder seinen Kopf wenden und einen ganz anderen Bereich fokussieren.

Jede Idee des Lernenden ist erstmal richtig, denn sie kann die Keimzelle eines eigenen Weges sein, ein erster Schritt.

Hier kommt Dein Mut ins Spiel, eine eigene Idee auch konsequent weiter zu verfolgen. Der Lehrer gibt dann nur Anregungen und begleitet den Lernenden in dieser Phase des Lernens. Manchmal übernimmt der Lehrer wieder die Führung, mal der Schüler. Das ist mein Unterrichtsstil, der für mich und meine Schüler sehr gut funktioniert. Andere Lehrmethoden funktionieren genauso gut. Wichtig finde ich, dass der Lehrer den Lernenden auf seinem Weg weiterbringt und dass der Lernende sich nicht zurücknimmt und passiv bleibt. Im Schlagzeugunterricht kann der Lernende im Gegensatz zur Schule immer aktiv mitbestimmen, was gelernt wird.

Lerne, was Dir Spaß macht und das was Du brauchst um wieder Freude am Schlagzeugspielen zu finden, wenn es mal nicht so gut läuft. Dabei kann Dir ein Lehrer sehr gut helfen.

6. Wie oft soll ich spielen?

In erster Linie solltest Du so schnell wie möglich Mitspieler finden! Das klingt überraschend, aber es ist der entscheidende Schritt! Danach spielst Du zuhause, um für das Zusammenspiel (später Deine Band) fit zu werden. Es geht also nicht um das „üben“ um des Übens willen, sondern um ein Ziel, das Du für Dich benennst. Da Schlagzeugspielen ein „Mannschaftssport“ ist, entwickelst Du Dein Spiel nur im Zusammenspiel mit anderen in eine sinnvolle und musikalische Richtung.

Meine frühere Lehrmeinung war, dass man zuerst übt und übt und dann das geübte (hoffentlich musikalisch) anwendet. Doch wer nicht musikalisch übt, also ständig spielt, hat gar keinen „Gefühlsfundus“ auf den er zurückgreifen kann, wenn er mit anderen zusammenspielt. Geübte Muster und rhythmische Rezepte sind sehr nützlich, aber für sich alleine nicht anwendbar. Schon beim musikalischen üben müssen sie in den Gefühlskosmos des Spielers eingebunden werden. Dann ist auch ein lebendig-fühlendes Zusammenspiel mit anderen Musikern möglich.

So bin ich zu der Überzeugung gelangt, dass man auch im Lernprozess ständig und immer spielen muss. Du übst auch nicht als kleines Kind im Sandkasten zu spielen. Du tust es einfach. Da ist nichts theoretisches dahinter. Es gibt kein Lehrbuch, das Du durcharbeiten musst, um zu verstehen, wie das geht. Die Erfahrungen beim Tun sind entscheidend! Und mit dieser Herangehensweise wirst Du stetig besser.

Beim Erlernen des Schlagzeugspiels ist es genauso. Es gibt erstmal keine Vorschriften. Du darfst Fehler machen. Du darfst Ideen umsetzen. Du darfst spielen. Auch kleine Lernziele – oft „Übungen“ genannt – müssen gefühlt und gespielt werden. Du musst mit einer Idee im Kopf spielen, sonst verlierst Du den Kontakt von Deinem Fühlen zu Deinem Spielen. Anders gesagt: Dein Spiel verliert sein Gefühl und dadurch seinen eigentlichen musikalischen Grund und Sinn.

Alle Artikel in diesem Blog beschäftigen sich daher nicht mit dem stumpf-technischen Einüben ohne Klangidee im Kopf des Lernenden, sondern mit dem spielerischen Lernen. Mache die Lernschritte immer so klein, dass Du alles was neu auf Dich zukommt – wenn auch zuerst in langsamem Tempo – sofort (!) spielen kannst. Kannst Du es nicht sofort, spielst Du zu schnell. Also spiele zuerst so langsam, dass Du spielen kannst. Diese einfache Regel ist in der Praxis die schwierigste.

Beherzigst Du diese Regel von Anfang an erzielst Du auf diese Weise den maximalen Lerneffekt, denn Du machst fast keine „Könnensfehler“ mehr (Du hast deine Überforderungen „abgestellt“) sondern nur noch (leichte) Konzentrationsfehler, da Du immer eine ausreichende Reserve im „Arbeitsspeicher“ im Kopf zur Verfügung hast. So entsteht Lernfreude (der Lernfrust fällt komplett weg) und der angestrebte Flow entsteht in Deinem Kopf, Deinem Gefühl und Deinem Spiel.

Um auf die Eingangsfrage zurückzukommen: Spiele so oft Du kannst! Am besten täglich 30 Minuten. Das Schlagzeugspielen wird so im besten Fall ein natürlicher Teil Deines Lebens und bereichert es jeden Tag. Du spielst für Dich, nicht für ein Heft, ein Lehrbuch oder Deinen Lehrer. Das Lernen fällt Dir auf diese Weise leicht und falls Du Unterricht nimmst wird dieser für Dich nicht zu einer Pflicht sondern zu einer Anregung.

7. Wie erkenne ich meine nächsten Lernschritte?

Die Schritte beim Schlagzeuglernen sind immer gleich:

1. Klangvorstellung bekommen

a) durch das Vorspielen durch Deinen Lehrer

b) durch das Spielen nach Noten und Du zählst dazu extrem langsam. Du spielst immer richtig, machst keine Fehler. Dadurch sammelst Du Sicherheit. Du hörst Dir selber zu beim spielen und lernst dadurch den Klang kennen (auch wenn Dein Lehrer Dir es nicht vorgespielt hat! Du wirst so übrigens immer selbständiger!).

2. Je sicherer Du spielst, desto schneller kannst Du spielen.

3. Du kannst den Klang immer klarer erkennen und der Rhythmus fließt immer besser.

4. Du kannst mit der Zeit einige Passagen auswendig spielen und beginnst die Noten mit den Augen zu überfliegen

5. Du bist Dir einer Sache sicher und schließt diesen Lernschritt ab.

6. Du beschäftigst dich mit ähnlichen Lerninhalten (ein Rhythmus, ein Groove oder ein Snare-Notentext) und verbesserst so Deine Lesefähigkeit und Variationsbreite.
Der folgende Lernschritt kann nicht klein genug sein!! Nimm den Lernstress komplett raus. Du willst Freude am Spielen haben. Habe Mut, Dir Zeit zu lassen!

Lieber wenig extrem gut spielen, als vieles halbgut. Kannst Du das nicht selbständig umsetzen, nimm ab und zu eine Unterrichtsstunde. Schreibe Dir auf, was der Lehrer Dir sagt. Oft stecken die wichtigen Informationen, die Dein Leben als Schlagzeuger verändern können in einem Nebensatz.

8. Wie messe ich meinen Fortschritt?

Nimm eine gute Version eines absolvierten Lerninhalts auf (mit Smartphone, Diktiergerät oder ähnlichem) und sammle Deine Aufnahmen. Mit der zweiten Aufnahme wirst Du Deinen Fortschritt bemerken. Notiere immer das nächste kleine Lernziel schriftlich und hake es ab, wenn Du es erledigt hast. Machst Du das in einem Notizbuch und schreibst das Datum dazu, hast Du innerhalb kürzester Zeit Dein eigenes Lerntagebuch.

Ein Metronom kann Dir dabei helfen Deine Temposteigerungen festzustellen. Hast Du Schwierigkeiten mit dem Metronom, kannst Du (anfangs) darauf verzichten.

Schriftliche Notizen reichen aus. Für bestimmte Lerninhalte kannst Du auch Listen führen und Pläne erstellen, die Du abarbeitest.

9. Wie lerne ich andere Musiker kennen?

Du kannst Musiker nach ihren Konzerten ansprechen. Du kannst zu Sessions gehen und die Anforderungen für den Schlagzeuger in solch einer Situation kennenlernen. Musiker proben in Jugendzentren, Proberaumgebäuden, und an vielen anderen Orten. Wenn Du einen Musiker zum Zusammenspielen suchst, kannst Du Deine Zettel dort aufhängen. Und: Mitspieler lernst Du eigentlich immer dann kennen, wenn Du auch bereit bist. Deshalb solltest Du so früh wie möglich mit dem Zusammenspiel mit einer weiteren Person beginnen. Das kann ein Keyboarder oder Klavierspieler sein, ein Gitarrist oder Bassist sind ebenso geeignet.

Trau` Dich sofort Mitspieler zu suchen. Die sitzen zuhause und warten darauf! :-) Der erste Schritt kostet Überwindung. Aber passieren kann auch nichts Schlimmes. Nur Mut!

Wenn Du mit anderen spielst: Lerne alle Songs auswendig! So kannst Du dich auf Deine Kernaufgaben und die Musik konzentrieren.

Ich hoffe meine Tipps helfen Dir beim Beginn mit dem Schlagzeugspielen!

Über ein Feedback würde ich mich freuen, besonders ob ich Dir helfen konnte!

Bis zum nächsten Beitrag!
Nicolas Unger

 

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