Musikmesse 2017 – Mein Bericht

Im letzten Jahr war ich hauptsächlich Besucher auf der Musikmesse in Frankfurt. Dieses Jahr bin ich weniger unterwegs in den Hallen, da ich am Stand von MANICDrum mithelfe.
Da gibt es neben diversen Snares mit unterschiedlichen Hardwarekonstellationen auch die neue Masters Limited Mirage Serie zu sehen. Insgesamt werden drei komplette Drumsets vor Ort gezeigt, wie sie unterschiedlicher kaum sein können:

MANICDrum

Das aktuell neueste Double-Bass-Kit Retro Mamba zieht mit seinem türkis-weißen Design die Blicke auf sich. Diese Farbe wird übrigens in diesem Jahr von vielen Herstellern prominent präsentiert. Nicht weniger beeindruckend das Mahagony Set Infrasonic mit 26“- Zoll-Bass Drum und das Maple Jazz-Kit mit 18er Bass Drum.
So zeigt MANICDrum wieder einmal sein vielfältiges Angebot an Sounds, Ausstattung und Look.

Erfreulich für MANICDrum ist die Bestätigung von Außen, die dem letztjährigen Messe-Newcomer widerfährt. Die bahnbrechenden Innovationen der Schlagzeug-Hardware, welche MANIC im letzten Jahr nach jahrelanger Entwicklungszeit erstmalig präsentierte und die in diesem Jahr in vielen kleinen Details verbessert wurden, erfuhren heuer eine breitere Beachtung und Wertschätzung.
Das Besondere an der Hardware SYSTEM ONE von MANICDrum ist die sehr präzise arbeitende Verbindung aus flexiblem Spannreifen und Klemmen an den Spannböckchen. Durch diese Kombination der Hardwarekomponenten ist ein neuartiges Stimmen für jeden Schlagzeuger möglich. Die Stärken liegen hierbei in der Möglichkeit, jedes Verstimmen wieder rückgängig machen zu können. Es kann also Nichts mehr schief gehen! Gefällt mir eine Stimmung nicht, mache ich sie sofort wieder rückgängig und kann von der vorherigen Stimmung aus weiter experimentieren.
Es interessierten sich auf der einen Seite nicht nur viele Schlagzeuger (wie der begeisterte Rick Latham) für die unzähligen Möglichkeiten der Klangveränderung.

Besonders erfreulich ist das gesteigerte Interesse der Fachpresse und von Vertretern anderer Hersteller, die sich sehr gewissenhaft erklären lassen, welche gesteigerten Möglichkeiten der Handhabe eines Schlagzeugs sich mit der MANICDrum-Hardware für jeden Drummer eröffnen.

Ich erkläre die Details am Vormittag in einem Livestream für das Fachmagazin STICKS.

Hier einige der vorgestellten Snares mit den neu entwickelten Spannböckchen:

Die Detailverbesserungen umfassen auch eine stabilere Bauweise der aus unterschiedlichen Materialien bestellbaren Rim-Shot-Elemente im Spannreifen. Hier die Details der aus Stahl, Kupfer, Messing und Holz gefertigten Teile:

Später kommt John Good persönlich vorbei, und bestätigt am Stand die Güte der vorgestellten Produkte und den hohen Grad der Innovationen.

Link: https://www.manicdrum.com

stdrums

Und wenn man dann mal die „eigene“ Halle 11 verlässt, trifft man gleich bekannte Gesichter: Michaela und Gerd Stegner von stdrums sind am Samstag auf der Musikmesse unterwegs. Später sind sie auch auf der Vintage Messe im nahegelegenen Möhrfelden-Walldorf präsent. Ein gemeinsames Foto ist da natürlich Pflicht.

Link: http://www.stdrums.de

Klangmacherei

Eine Ecke weiter präsentiert Mic Scharf am Stand von Agean Cymbals ein Set aus seiner Klangmacherei. Ihn hatte ich auf der ersten CrashIt-Messe in Mannheim kennengelernt. Er hat ein Set aus zweilagigen (!) Kesseln aus Mahagoni mit Verstärkungsringen mitgebracht. Mit wunderschönem samtig braunem Look und perfekt verarbeitet wird das Set doch so manch kraftvoller bis wüster Prüfung durch das Publikum unterzogen, was es glücklicherweise unbeschadet übersteht. Die Ruhe des extrem entspannten Herstellers Mic Scharf möchte ich da auch mal haben! Wir treffen uns hier und da über die vier Messetage und da fällt die Verabschiedung am Abend des letzten Tages sehr herzlich aus. Bis zur nächsten CrashIt im Herbst in Mannheim, Mic!

Link: http://www.klangmacherei.de

Aerodrums & Aered

Direkt nebenan nehme ich Kontakt mit den Jungs von AeroDrums auf, die über die gesamte Messe ein Anziehungspunkt für die Besucher sind. Interessant auch die Fachgespräche mit Richard Lea von AeroDrums, der mit Aered bereits vor der Messe ein vielversprechendes Notationsprogramm für Schlagzeuger vorgestellt hat. Ich bin gespannt auf die Integration von Aerodrums und Aered! Und wann hat man schonmal die Möglichkeit beim Programmierer direkt Wünsche für neue Features zu äußern…
Links: http://aerodrums.com/aerodrums/ und http://aerodrums.com/get-aered/

Afroton

Mich zieht der Name Afroton, den ich in der Ausstellerliste entdeckt habe, in Halle 8. Und es lohnt sich wirklich! Zum einen lerne ich neue Instrumente kennen und treffe interessante Menschen. Doch der Reihe nach:
Mein Blick fällt auf eine wassergefüllte Schale mit zwei Henkeln, die nach oben zeigen (und nicht zur Seite). Die Funktionsweise ist mir zuerst nicht klar, bis mir Dasitu Kajela-Röttger von Afroton erklärt, wie es funktioniert:
Der Klang entsteht durch Reibung der Hände auf den „Henkeln“. Ein beruhigender Ton entsteht. Zusätzlich sieht man im Wasser die Schwingungen. Der Name: Wasserspringschale.

Ein im Wortsinn ausgezeichnetes Instrument stellen Afroton und der am Messestand anwesende Designer und Entwickler Deniz Gungor vor: Aquadrum. Eine Innovation in diesem Bereich der Schlaginstrumente konnte ich mir bis dato nicht vorstellen. Deniz Gungor hat mich eines Besseren belehrt. Er hat die Zungen seines Instrumentes stimmbar gemacht! Eine echte Verbesserung, weil man normalerweise tonal nicht allzu flexibel ist, da die Klangzungen ihren Ton haben und die Instrumente eine gewisse Größe nicht überschreiten. Im Konzert muss man dann in den immergleichen Tonarten spielen, oder man hat eine Vielzahl unterschiedlicher Instrumente dabei, was bei der sowieso schon hohen Anzahl von Instrumenten in einem Schlagzeugkonzert eher unpraktisch ist. Von daher: Eine Idee, die eine perfekte Umsetzung gefunden hat, ausgezeichnet mit der Gold Medaille für das Patent bei der 43rd International Exhibition of Inventions of Geneva.

Afroton ist ein sehr individueller und vielfältig bereichernder Teil der Messe, der mir leider bisher nicht aufgefallen war. Bis zum nächsten Jahr!

Links: http://www.afroton.de und http://www.aquadrum.com/en/#home

TUNA KNOBS von pepperdecks

Kleines Detail mit praktischem Nutzen: Drehregler für Smartgeräte, die per Saugnapf auf das Glas gesetzt werden und somit dem User auf dem digitalen Interface eine haptische Bedienung ermöglichen. Das ist sehr praktisch, da Drehregler in der digitalen Welt schwieriger als an einem realen Gerät zu bedienen sind. Oft wird das durch eine lineare Bewegung des digitalen Drehreglers gelöst, ist im Workflow aber oft verwirrend. Nicht jede App verhält sich identisch. Mit den aufsetzbaren Drehreglern kann man sehr präzise arbeiten, ohne immer hinsehen zu müssen: Eine Schwäche, die momentan den Smartgeräten noch eigen ist, wird so ausgeglichen.
Einfache Idee, tolle Lösung!

Link: http://www.tunadjgear.com

TASCAM CD-A580

Bei Tascam konnte man sehen, dass Altes neu und nützlich aufgemotzt werden kann. Von Außen sieht das Rack-fähige (3 Einheiten) Gerät aus wie ein altbekannter CD-Player mit Kassettendeck und spielt von CD, Kassette und USB-Stick ab. Aufnahmen im mp3-Format (44.1kHz, 128kbps) sind möglich aus den Quellen Line, CD und USB. Gespeichert werden kann auf Kassette und auf USB-Stick. Das ermöglicht das unkomplizierte überspielen von Kassetten in mp3-Dateien.

ARQ von ZOOM

Interface, Instrument, Controller – All das kann ARQ sein. Zoom hat das neuartige Instrument schon vor einiger Zeit vorgestellt, jetzt kann ich es selber ausprobieren und seine breite Palette an Möglichkeiten in Programmierung und Handling testen.

Link: Zoom

YAMAHA Allstars

An sämtlichen Messetagen sind die YAMAHA Allstars 3 x täglich im Dienst. Von 10:30 Uhr bis 11:00 Uhr wird auf der Yamaha Main Stage im Portalhaus gespielt, von 12:00 – 13:00 Uhr draußen auf der Center Stage und am Nachmittag wieder im Portalhaus.

Strotzen die Messehallen vor Technik und Effekten, lassen die Allstars die Musik für sich sprechen. Ich werde angesteckt von der Spielfreude und Gelassenheit mit der sich die Allstars die Bälle zuspielen und auf der Bühne musikalisch und nonverbal kommunizieren. Bei den Auftritten im Portalhaus kann man den Musikern in die Augen und auf die Finger schauen. Für mich ein außergewöhnliches Erlebnis!

Nelly Ben Hayoun

Ein genialer Vortrag, der die leider in viel zu geringer Zahl anwesenden Zuhörer inspiriert, findet in Halle 11.1 statt. Nelly Ben Hayoun stellt ihre zahlreichen und sehr unterschiedlichen Projekte vor und referiert unter dem Titel „Die Branche braucht Visionen, um sich zu befreien“.

Und so spricht sie über Chaos, das Design des Unmöglichen, das Design von Erfahrungen, Gegenkulturen, Space Viking und die University of the Underground. Ihre Techniken sind dabei Critical Design, Theatrical Practices und Performance of Politics. Die Grenzen zwischen Performance, bildender Kunst, kritischer Auseinandersetzung und Protest sind dabei fließend. Im Theater of Cruelty werden Ereignisse der Weltgeschichte nachgespielt (Reenactment), um ein besseres Verständnis für Geschichte zu erlangen. Sie wendet die Form der Griechischen Tragödie (von der uns Aristoteles in seinem Werk Poetik berichtet) in anderen Kontexten an, um so zum Beispiel der NASA einen offeneren Umgang mit den Tragödien der Raumfahrt zu vermitteln und ihr dadurch zu ermöglichen ihre Akzeptanz (in Bezug auf ihre generelle Effektivität) in der Bevölkerung zu steigern.
Ein Slide ihrer Präsentation: „In 1958 we had the BLOB, in 2016 we have Google Trends“.
Sie berichtet von ihrer Arbeit im SETI-Programm der NASA und von ihrem hartnäckig betriebenen Prozess bei der NASA das ISO (International Space Orchestra) zu gründen. 7 Jahre ignorierte sie jedes Nein, verstand es jeweils als ein Ja, das nur noch nicht ausgesprochen werden konnte, lernte die Organisationsstruktur der NASA auswendig, kannte so Jeden der dort arbeitete, meldete sich unermüdlich und ausdauernd und wendete diese Hammering Method so vehement an, dass sie sich am Ende durchsetzte und das ISO gegründet wurde. Das Orchester besteht aus Mitarbeitern der NASA und spielte mittlerweile mit Sigur Rós, Beck, The Prodigy und Bobby Womack.
Im weiteren Verlauf ihres Vortrages streift sie Baudrillards Hyperrealismus, ihre Aktivitäten im CERN, das Erzeugen von dunkler Materie in der hauseigenen Küche für Jederman und Jedefrau, den Zimmervulkan, den Sessel, der einen Raketenstart extrem realistisch simuliert und der von Astronauten auch als absolut realistisches Erlebnis beglaubigt wurde (The Soyuz Chair), den Supersonic Boom, die Micronations Revolution, ihre Arbeit bei WeTransfer als „Chief Of Experiences“, ihre eigene Barbie-Puppe, die drei Arten von Hauptstädten, die eine Gegenkultur (Counterculture) kennzeichnen (nämlich die soziale, kulturelle und ökonomische) und sprengt komplett den Zeitplan, da sie, wie sie selber sagt „stundenlang weiterreden könnte“.
Nach ihrem von Beginn an verkündeten „Total Bombardement“ bin ich sowohl begeistert als auch erschlagen. Im persönlichen Gespräch hat sie Anregungen für meine eigene Arbeit parat und ich merke sofort, dass es ihr auch bei ihren individuellen Tipps immer um das geht, was ihre Arbeit charakterisiert: Das direkte persönliche Erlebnis und die Erfahrung für jeden Einzelnen herzustellen. Ergebnis nach einer Stunde Total Bombardment durch Nelly Ben Hayoun: Flash!

Gerry Brown

Schön ist es immer, wenn man Helden der eigenen Jugend live hören und sogar persönlich treffen kann.

Seit der ersten Staffel von Super Drumming 1987 faszinierte mich Gerry Brown mit seinen Sticktricks und seinem unnachahmlichen Groove, den er jetzt auf der Yamaha Main Stage präsentiert. Ein absolutes Highlight!

Florian Fochs

Wenn jemand das Thema Schlagzeug und Fitness auf den Punkt gebracht hat, dann Florian Fochs. Sein Buch ist Teil auch meiner Bibliothek. Ihn erstmalig zu treffen und seinen Zugang zum Schlagzeug direkt von ihm selbst näher kennenzulernen ist eine weitere spannende Begegnung dieser Messe.

35 Jahre drums & percussion

Der Nachbar gegenüber von MANICDrum ist in diesem Jahr die Zeitschrift drums & percussion.
Patrick Metzger schaut am Stand vorbei und gibt eine groovige Kostprobe seines Könnens.

Seit 35 Jahren existiert das Blatt und so gibt es am Abend eine kleine Geburtstagsfeier bei der auch Awards an Vertreter der Industrie verliehen werden.
Schaut man einmal von links nach rechts durch die Zuschauer, schiebt sich einem die deutsche Drumelite in dieser Reihenfolge durch das Blickfeld: Anika Nilles, Claus Hessler, Wolfgang Haffner (der die Veranstaltung gewohnt locker moderiert), Jost Nickel, Manni von Bohr und Patrick Metzger. Dann gibt es Häppchen vom Buffet und es spielt Wolfgang Haffner und später Jost Nickel mit dem nicht weniger groovigen Wolfgang Norman Dalheimer von den heavytones an den Keyboards, Jürgen Attig am Bass (der heute bei den Yamaha Allstars Claus Fischer am Bass vertreten hat und sich ohne Probe und vom Blatt spielend fantastisch in die Band eingefügt hat) sowie Thorsten Skringer, der auch hier (beim vierten Auftritt der Musiker heute) wieder Alles gibt.

Steve Stevens

Zum Abschluss der Messe absolviert der durch seine Zusammenarbeit mit Billy Idol und Michael Jackson bekannte Steve Stevens auf der Center Stage einen umjubelten Auftritt.

Zu seiner Band gehören Franky Perez (Gesang und Keyboard) von Apocalyptica, Ben Woods (Gitarre), Uriah Duffy (Bass) von Whitesnake und Michael Bennet (Schlagzeug), der u.a. mit Slash, Stevie Wonder und Bruno Mars zusammengespielt hat.

Trotz einiger zwischenzeitlicher Probleme mit der Bühnentechnik, lässt sich Stevens nicht von seiner Show ablenken und heizt das Publikum gehörig an. Für mich überraschend, wechselt er dann zu seiner Godin und spielt Flamenco.

Diese Farbe in Stevens´ Spiel ist mir bis heute nicht bekannt gewesen.

Nach dem episch-getragenen Top Gun Anthem rocken die Titel Rebell Yell und Atomic Playboys dann wieder gewaltig. Genauso wie das abschließende Whole Lotta Love bei dem Stevens sich ein Solo-Battle mit Special Guest Gus G. (Ozzy Osbourne) liefert.